Ahrtal Zerstörung

Flutkatastrophe im Ahrtal | meine Sommerreise ein Jahr danach

Knapp ein Jahr nach der Flutkatastrophe im Ahrtal (14.07./15.07.2021) beschließe ich, als ehrenamtlicher Helfer nach Ahrweiler zu fahren.

Die Katastrophe ist schon lange nicht mehr in den Medien präsent - neue Katastrophen haben sie "überlagert". Ich befürchte, es ist nicht alles wieder gut.

MARIE weiß, was zu tun ist

Über die Internetseite www.ahrhelp.com nehme ich Kontakt zu Marie auf, die Betroffene im Ahrtal und ehrenamtliche Helfer zusammenbringt. Über WhatsApp teilt sie mir nach ein paar Tagen drei Adressen von Betroffenen mit, bei denen ich helfen könnte. 

der erste eindruck

An einem trüben Sonntagnachmittag komme ich in Ahrweiler an. Ich bin geschockt über die überall noch sichtbare Zerstörung der Straßen, Brücken, die verlassenen Häuser, die vielen Provisorien, die Spanplattenverkleidungen an Fenstern und Türen, die Unmenge an Dixie-Klos, Container, Müllberge. Ich hatte eigentlich die Vorstellung, das man nach einem Jahr weiter sei.


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Ich sehe in Gebäude, die den Eindruck erwecken, dass die ehemaligen Bewohner all ihre zerstörten Habseligkeiten und den Schlamm sauber aus ihren Wohnungen entfernt haben, nach getaner Arbeit die Werkzeuge ordentlich an die Wand gestellt und dann nicht mehr zurückgekehrt sind.

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Ich komme zufällig an der AHR Vinothek vorbei. Die Vinothek ist ein Gebäude, das direkt an der Ahr steht, mit einem Wasserstand von 9,24 Meter bis in die zweite Etage geflutet wurde und jetzt als entkerntes Gerippe eine Fotoausstellung beherbergt.

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Die Bilder zeigen die unfassbare Zerstörung der Naturgewalten (so wie sie in den Medien nicht gezeigt wurden) aber auch die Hilflosigkeit der unter Schock stehenden Menschen vor Ort. Anmerkung: die folgenden drei Fotos stammen nicht von mir. Sie sind abfotografiert von ausgestellten Fotos in der Vinothek.

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Als Künstler fallen mir unterwegs an einigen Häusern Graffitis o.ä. auf, mit denen Menschen die Ereignisse verarbeitet haben:

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Einsatz bei Petra und Horst 

Petra und Horst sind Ende 50, wohnen in dem Eltern- bzw. Großelternhaus aus den 60ern - aber nur in der obersten Etage unter dem Dach. Keller, 1. und 2. Etage sind immer noch bzw. jetzt wieder Baustelle. Petra schildert, wie "es" passiert ist - wie sie beide an dem Flutabend abends nach Hause kamen, auf dem Weg zu ihrem Haus irgendwann bis zum "Arsch" im Wasser standen und dann von einem Nachbarn mit letzter Kraft in sein Haus gezerrt wurden. Sie hatten es nicht mehr geschafft, vor allem nicht zu ihrem 88-jährigen schwerhörigen Schwiegervater, der im Erdgeschoss ertrank. Petra entschuldigt sich für ihre Tränen, die ihr in die Augen schießen. Innerhalb von einer halben Stunde habe das geregelte Leben, das bisher in ruhigen Bahnen verlief, ein abruptes Ende genommen.
Das Jahr danach wurde durchgearbeitet - entmüllen, entsorgen, trocknen. Baumaterialien besorgen mit 20% Flutrabatt, diese zwischenlagern und von einer Ecke in die nächste schieben. Wieder aufbauen, renovieren. Alles neben dem normalen Job und in Eigenregie, da sie nicht elementarversichert waren.
Nach einem Jahr voller Arbeit dann vor einigen Tagen die Hiobsbotschaft: ein Fachmann klopfte an einigen Wänden den Putz auf und maß die Feuchtigkeit der dahinterliegenden Wand. Das Ergebnis war ernüchternd. Der Putz war zwar trocken, die Wand aber nicht, sie konnte nicht "atmen". Der Putz muss komplett runter. Nun hieß es, alles wieder zurückbauen: Elektroinstallation, Heizkörper, Türzargen, Sanitärinstallation. Und wieder alles irgendwo zwischenlagern. 
Sie mussten sich eingestehen, dass sie das nicht selber schaffen werden, sie physisch und psychisch am Ende sind. Dann kam der Kontakt zu Marie zustande, die mich ja auch zu Petra und Horst geschickt hatte. Marie ist gut vernetzt, organisiert zum nächsten Wochenende Helfer, die zwei leere Container vors Haus stellen und 15 Leute von den Dachzeltnomaden, die in einer Wochenendaktion auf zwei/drei? Etagen den kompletten Putz von allen Wänden entfernen.
Petra ist glücklich, dass sie mittlerweile Hilfe annehmen können und so viele Freiwillige anpacken. Ohne die wäre es nicht zu schaffen. Sie schimpft über die Kommune, die einen Jahresgedenktag geplant hatte für 150.000€, den Aufwand nach heftigen Protesten auf 30.000€ reduzierte. Aber es nicht schafft, die Ahr endlich von dem ganzen Unrat zu befreien, bevor das nächste Hochwasser anrollt. Und sie sagt: wenn du nicht vernetzt bist, hast du keine Chance, das Chaos in den Griff zu bekommen.
Ich kann es nicht glauben, dass es ein paar Orte weiter vor allem ältere Leute geben soll, die ihre Häuser nach einem Jahr immer noch nicht entschlammt haben, weil sie es nicht selbst können, nicht wissen, an wen sie sich wenden können, keine funktionierende Nachbarschaft haben, oder sich schämen, Hilfe annehmen zu müssen. Dadurch bedingt irgendwo auf den oberen Etagen hausen, während unter ihnen alles weggammelt.
Und was mache ich hier? Ich nehme zunächst einen unterspülten Plattenweg auf, stapele die Platten auf einer Palette. Um 17 Uhr kommt Horst von der Arbeit. Eigentlich sollte der Mutterboden im Garten egalisiert werden, um Rasen einzusäen. Doch nach langem Probieren von Schnüreziehen und Überlegungen, wohin die verschiedenen Gefälle von Rasen, Terasse, Weg verlaufen sollen, an welchen Fixpunkten für das Niveau man sich orientieren könne, geben wir irgendwann auf. Wir merken, dass ein Fachmann, ein Pflasterer oder Gartenbauer gefragt ist. Um 20 Uhr mache ich Feierabend, da ich zum LIDL fahren möchte, um mir was zu Abendbrot zu kaufen. Mein Rücken schmerzt ein wenig, aber ich bin trotzdem guter Stimmung. Habe zwar nur einen kleinen Beitrag geleistet im Vergleich zu dem, was alles schon von Petra und Horst umgesetzt wurde und noch ansteht. Sie bedanken sich intensiv bei mir, geben mir als nette Geste eine "Ahrvirustasse" mit. Vielleicht werden wir uns nach der Fertigstellung in drei bis vier Jahren wiedersehen.

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Einsatz bei gaby 

Nach dem gestrigen Hilfetag, den ich als angenehm und positiv für beide Seiten empfand, fahre ich in guter Stimmung mit dem Rad zu Gaby. Doch ich werde frostig empfangen. Die Frau ist genervt, am Ende ihrer Kräfte oder was auch immer. Jede Gesprächsanknüpfung zu ihr ist sinnlos. Die Antworten sind fatalistisch. Sie sagt mir, dass ich entweder die Hecke schneiden oder die Fliesen von der Terrasse in den Keller transportieren solle. Auf Hecke schneiden habe ich schon zuhause keine Lust. Außerdem ist die hier so hoch, dass ich mit einer Stehleiter arbeiten müsste, die ich dann alle zwanzig Zentimeter umsetzen dürfte. Das riesige Grundstück ist mit einer bestimmt fünfzig Meter langen mannshohen Hecke abgegrenzt. Ich entschließe mich für das Fliesenschleppen - obwohl ich Schleppen ja gestern schon gemacht habe.
Als ich in den vollgestellten Keller komme, der mit den Fliesen von der Terrasse gefliest werden soll, stelle ich die Sinnfrage - warum denn die Fliesen in den Keller sollen, wo sie hinterher wieder im Weg stehen würden? Warum sie nicht auf der Terrasse bleiben könnten? Die Antwort ist kurz und knapp: "Die sollen weg. Ich kann das nicht mehr sehen". Mein Blick fällt in den großen Garten: ein neuer mobiler Swimmingpool, mehrere Sitzecken, Gartenhäuschen, Deko - alles pikobello in Ordnung. Klar, dass dann zwei Paletten Fliesen nerven, wenn der Blick vom Garten darauf fällt. 
Die zwei Paletten sind mit einer dicken nach oben offenen Plastikfolie umhüllt. Da hat es reingeregnet und sich das ganze Wasser in der Pappenverpackung jeweils eines Dreierpaketes Fliesen verteilt - sowie auch noch zwischen den einzelnen Fliesen. Die Fliesen haben eine Größe von 120 cm x 60 cm, der zermatschte Pappkarton bzw. das Wasser dazwischen entwickeln ungeahnte Saugkräfte (Adhäsionskräfte?). Jede Fliese wiegt schätzungsweise 10 kg, die ich einzeln über zehn Stufen in den Keller trage. 
Gabys Mieter, schätzungsweie 20 Jahre jünger als ich, schaut irgendwann durch das geöffnete Fenster, verspricht später, dazuzukommen. Doch dann telefoniert er stundenlang mit irgendwelchen Leuten zum Thema Oldtimer, Zündkerzen, zu erledigende Arbeiten, Pfusch am Bau, Gott und die Welt. Gaby fegt derweil den Gehweg vor dem Haus, später wischt sie den Hauseingang. Ich werde zunehmend genervt. Bin ich hier der Hiwi, oder was? 
Gaby und ihr Mieter kotzen sich irgendwann gegenseitig aus, wie ich durch das geöffnete Fenster höre. Die Stadt, die den Baumüll nicht mehr annimmt von den Anwohnern. Die sollen sich selbst Container besorgen. Die kostenlosen Baustoffzelte mit gespendeten Materialien würden abgebaut, weil sich angeblich irgendwelche Baumärkte bei der Politik über dadurch verursachte Umsatzrückgänge beschwert haben. Makler aus allen Ecken Deutschlands würden mittlerweile die entnervten Bewohner bedrängen, ihre Häuser zu verkaufen, damit sie dann an gut betuchte Investoren weiter verschachert werden können, usw. usw.
Derweilen schleppe ich artig große schwere Fliesen in den Keller. Ich bin hier der Hiwi. Als ich nach vier Stunden fertig bin, rechne ich: 90 Fliesen mit geschätzt je 10 kg sind 900 kg. Für jede Fliese 10 Stufen hoch und runter laufen sind 1.800 Stufen. Ich habe keinen Bock mehr, vor allem, weil sich Gaby und der Mieter nur mit sich selbst beschäftigen, ewige Diskussionen im Keller führen darüber, was noch wofür gebraucht wird und alles von rechts nach links räumen. Sichtlich genervt sind. Ich hasse "negative vibrations". Ich mache mich schon um 14 Uhr vom Acker.
Als ich mich verabschiede, quetscht Gaby sich ein Dankeschön heraus und widmet sich sofort wieder dem weiteren Herumlamentieren mit ihrem Mieter. Ein bisschen mehr Wertschätzung, Interesse oder Kommunikation hätte ich mir schon gewünscht. So habe ich im Gegensatz zu gestern ein eher schlechtes Gefühl. Ich entschließe mich in Ahrweiler ein Cafe zu suchen, um den Frust mit Eis oder Kuchen zu erschlagen.
Nachtrag einen Tag später: habe ich da jemanden zu schnell in eine Schublade gepackt? Darf ich als Helfer, dem es im Gegensatz zu den Menschen hier saugut geht, beleidigt sein, weil ich keine Wertschätzung erfahre? Kann es sein, dass Treppeputzen, Straßefegen, ein rausgeputzter Garten und Fliesen aus dem Sichtfeld räumen in dem ganzen Chaos für etwas stehen wie: ich habe es so satt, mich mit dem Scheiß zu beschäftigen - ich will es wieder "schön" haben. Ich glaube, Gaby bräuchte dringend andere Hilfe.

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das Gespräch im CAFE

Als ich durch die Innenstadt von Ahrweiler laufe, bekomme ich regelrecht Beklemmungen. Es ist menschliche Totenstille. 70% aller Geschäfte sind entweder mit Spanplatten verrammelt, seit der Flut offensichtlich verlassen oder geschlossen. Aus einigen wenigen Häusern hört man Schreie - von flexenden, stemmenden, schneidenden, bohrenden, rührenden Maschinen. Und Klopfen. Das Cafe Schmitz hat geöffnet. Hinter dem Cafe ein Schuttcontainer. Neben dem Cafe ein Glaser mit zwei Helfern mit einem riesigen Auto und Flüche ausstoßend, weil die neue Glasscheibe nicht in die Maueröffnung will.
Ich setze mich zu einem älteren Paar aus Neuenahr an einen zwischen die Baustellen gequetschten Tisch. Auch das Paar hat die Flut getroffen - drei Monate ohne Wasser und Strom. Was dazu führte, dass die Frau drei Monate die Wohnung nicht verlassen konnte, da sie gehbehindert ist und der Fahrstuhl nicht mehr funktionierte. Als ich sage, dass ich mich wundere, dass nach einem Jahr so wenig passiert ist, kommt mit rheinischem Dialekt zurück: "Was ist schon ein Jahr? Wenigstens ist der Katastrophentourismus nicht mehr da. Aber der andere ist jetzt auch futsch. Vielleicht sieht es in fünf Jahren wieder besser aus."

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Einsatz bei margot und ludwig

Eine besondere Erfahrung der heutige Einsatz. Ich komme bei Margot an, sehe eine kleine zierliche Frau im Blaumann und zusammengebunden Haaren vor mir, die mich gleich mit "Du" begrüßt und mein erster Gedanke ist: da wird wohl heute richtig was weggeschafft. Ein Baugerüst steht vor dem Haus, wir turnen von einer Etage zur nächsten, kleben alle Fensterscheiben und -rahmen ab. Danach kurz Mittagessen in der AHRche. Danach jagt die kleine Powerfrau mit ihrem Rad (ich mit E-Bike) mir fast davon. Ein Malermeister kommt zwischendurch vorbei, erklärt wie man die Grundierung für die Außenwände mischt und was man beim Streichen beachten muss. Und schon wieder hoch auf das Gerüst und mit Quast und dem Eimer voll weißer Grundierung bis zum Nachmittag eine komplette Hauswand grundiert. Wir nutzen unsere doch sehr unterschiedlichen Körpergrößen für eine Optimierung des Vorgehens. Zwischendurch kommt Ehemann Ludwig kurz aus dem Büro vorbei mit weißem Hemd und Anzugshose. Ich pflaume ihn an, ob er nicht die falsche Kleidung anhabe. Der Scherz wird verstanden. Alles in allem eine lockere Atmosphäre. Die Arbeit vergeht wie im Fluge - vor allem auch wegen der intensiven und später sehr persönlichen Gespräche, die wir zwischendurch führen. Erstaunlich, wie schnell das gehen kann, wenn man feststellt, dass man "auf einer Wellenlänge" schwingt. Ich bin mir sicher, die beiden kriegen das hin - und als "Hobbypsychologe" glaube ich, dass das auch was mit "Resilenz" zu tun haben könnte. Wenn man eine Krise erfolgreich gemeistert hat, packt man die nächste Krise (die aktuelle Flutsituation) besser weg. Mehr nicht dazu.

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die Provisorien

Übergangslösungen sind gefragt, wenn man in der Krise ein paar Grundbedürfnisse erfüllt haben will. Man findet unterwegs viele Behelfsbrücken, die überwiegend das THW aufgebaut hat. Das THW sucht übrigens auch händeringend Freiwillige, wie man den aufgehängten Bannern an den Brücken entnehmen kann.

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Um Behelfsklärwerke kümmert sich das Deutsche Rote Kreuz.

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Ehrenamtliche Vereine vor Ort (z.B. die AHRche) bieten Services wie Essen, Krankenversorgung, Toiletten, Waschsalons, Werkzeugverleih, etc. Die staatliche Unterstützung wird mittlerweile zurückgefahren - die Menschen sollen "sich nicht mehr so hängen lassen". Deswegen werden immer mehr Spenden benötigt.

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Was braucht man dringend, wenn man von der Flut betroffen ist? Einen Container für den Müll, eine mobile Heizung und ein Dixieklo.

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Aber warum braucht man in der Situation Klimaanlagen, die hier zu Hunderten vor den Häusern hängen und erst vor kurzem aufgehangen wurden? Genau: nicht zum Kühlen, sondern zum Heizen und Entfeuchten. Oft Spenden!

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Ist man obdachlos geworden und kann nirgendwo Unterschlupf finden, wohnt man in Tiny Houses, Wohnmobilen, Zelten oder hier auf einem Sportplatz in Containern.

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Gefühlsmäßig dürfte das Ahrtal im Moment in Deutschland das Gebiet mit den meisten Dixieklos je 1000-Einwohner sein (abgesehen von irgendwelchen Festivals oder Sportveranstaltungen).

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Ein komplexes Thema. Die, die nicht mehr aufbauen wollen, weil sie das Ahrtal verlassen haben, nachts bei Regen nicht mehr schlafen können oder Kinder haben, die dann einnässen. Die, die von Maklern weichgekocht wurden. Die, die nicht mehr aufbauen können, weil sie zu alt oder überfordert sind. Die, die aufgegeben haben, weil sie nicht die finanziellen Mittel haben. Die, die das Glück haben, gegen Elementarschäden versichert zu sein. Die, die täglich in die Tischkante beißen mit den Anträgen und Verfahren und Vorraussetzungen und Verordnungen bei staatlicher Unterstützung für den Wiederaufbau. Die, die sich durchkämpfen. Die, die sich überfordern, ....

wer ist marie?

Über Marie (s.o.) habe ich den Kontakt zu den Betroffenen gefunden. Sie fragte danach, was ich für Fähigkeiten habe, bei welchen Tätigkeiten ich unterstützen könne, was ich nicht machen möchte. Ich sagte ihr, dass ich "da völlig offen" sei, handwerklich einigermaßen geschickt bin. Ich würde gerne etwas "draußen" machen und es sollte alles fahrradnah von Sinzig aus erreichbar sein, da ich mir dort eine Ferienwohnung gemietet habe. Außerdem vielleicht nicht unbedingt etwas, was "auf den Rücken geht", da ich schon ein älterer Herr sei.
Die Angebote passten, alles Einsätze in und um Ahrweiler. Im Gespräch erfuhr ich, dass sie berufstätig ist, ein kleines Kind hat (das im Hintergrund brabbelte) und der Mann nur am Wochenende zuhause ist. Und am Wochenende? Dann freue sich das Kind, dass es zur Oma darf. Marie fährt dann oft ca. 300 km mit ihrem Mann von Minden nach Ahrweiler, um dort mit anzupacken, vor allem aber zu organisieren. Ich musste schlucken. Später sende ich ihr eine Whatsapp mit der Frage, warum sie das macht. Ihre Antwort:

Naja, wir haben gesehen, dass die Menschen im Ahrtal Hilfe brauchen und sind der Meinung, dass wir genug freie Zeit haben um dort unterstützen zu können. Jedes Gewerk ist in unserer Gruppe vertreten und somit können wir qualitativ hochwertige Arbeit abliefern. Da ich weiß wie kompliziert die Anträge für die Wiederaufbauhilfe sind und wieviele Monate es dauert bis da überhaupt Geld kommt, weiß ich wie schwer es ist ein Haus wieder aufzubauen, wer soll das vorstrecken können?! Außerdem haben wir Sachspenden im Wert von über 500.000 € gesammelt. Wir sind also sehr erfolgreich. Hinzu kommen reichlich finanzielle Spenden. Also die Option aufzuhören gibt es nicht.

Dankeschön und solid-ahr-ität

Menschen wie Marie und die anderen tausend ehrenamtlichen Helfer haben ein Dankeschön verdient - Anerkennung für ihre selbstlosen Leistungen, ohne die die Betroffenen im Ahrtal hilflos oder überfordert wären. Manchmal sieht man unterwegs einfach nur das Wort "DANKE".

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statt resumee ein paar Gedankensplitter

  • Wie unterschiedlich doch die Menschen mit den Auswirkungen der Flut fertig werden.
  • Was für ein schönes Gefühl, Sinnvolles tun zu können und anderen Menschen damit zu helfen.
  • Ohne eine Vernetzung mit anderen Menschen hast du es schwerer oder du stehst ganz alleine da.
  • Es ist beruhigend zu wissen, dass Menschen in der Notlage füreinander sorgen. Der Mensch scheint im Grunde immer noch ein soziales Wesen zu sein.
  • Der Staat kann zwar nicht alles richten, aber manche Versuche sind auch noch kontraproduktiv.