Foodwatch verklagt Lebensmittelkonzerne: „Wo sind die Kinder in der Kinderwurst?“
Empörung in den Reihen von Foodwatch: Die Organisation hat beim Landgericht Münster Klage eingereicht – wegen „arglistiger Täuschung“ bei Produkten wie Kinderwurst und Kinderschokolade.
„Seit Jahrzehnten wird den Konsumenten suggeriert, dass in diesen Lebensmitteln echte Kinder verarbeitet seien. Doch nach eingehender Analyse stellen wir fest: nichts! Kein Gramm Kind!“, so der Sprecher Dr. Hartmut Wahrheit von Foodwatch. „Wir sprechen hier von Verbrauchertäuschung im großen Format. Millionen Menschen kaufen diese Produkte im Glauben, ein Nahrungsmittel mit Kindern als Produktbestandteil zu erhalten – und bekommen stattdessen nach unserer Analyse bei der Kinderwurst nur schnödes Fleisch von Tieren, Speck, Trinkwasser, Gewürze und Stabilisatoren wie Natriumcitrat (E331).“
Auch bei der Kinderschokolade liegt anscheinend ein Betrug im großen Stil vor. Statt Kindern als Zutat finden sich in dem Produkt Bestandteile wie Vollmilchschokolade, Zucker, Magermilchpulver, Palmöl, Butterreinfett, Emulgatoren und Vanillin.
Die Forderungen von Foodwatch sind daher nachvollziehbar:
- entweder die Hersteller benennen ihre Produkte um in „Schokolade für Kinder“ bzw. „Wurst für Kinder“
- oder sie haben den Rohstoff „Kind“ in zulässiger Menge beizufügen.
Besonders betroffen zeigte sich die Seniorin Irmgard Bommbole (74) aus Stuttgart: „Ich habe seit den 80ern nur Kinderschokolade gekauft und gehofft, mir dadurch meine Jugendlichkeit zu erhalten. Obwohl ich mich schon immer gefragt habe, wo die eigentlich die vielen Kinder herbekommen. Ich fühle mich betrogen. Jahrelang habe ich extra mehr bezahlt, in der Annahme, Qualität hat ihren Preis.“
Lebensmittelhersteller reagieren mit Befremden: „Wir halten den Vorwurf für absurd. Kinder sind schlicht nicht für den Verzehr vorgesehen“, erklärte ein Ferrero-Sprecher. „Sie sind weder gluten- noch laktosefrei.“ Auf Nachfrage, ob die bunten Werbebilder mit lachenden Kindern auf der Verpackung nicht irreführend seien, antwortete er: „Das sind symbolische Abbildungen, keine Zutatenlisten.“
Doch Foodwatch bleibt hartnäckig. „Wenn eine Leberwurst Leber enthält und ein Hähnchenschnitzel vom Hähnchen kommt – warum sollte das bei Kinderwurst plötzlich nicht gelten? Wir fordern gleichartige und damit für die Verbraucherinnen und Verbraucher nachvollziehbare Regelungen!“
Das Gericht will im Herbst entscheiden. Bis dahin ruft Foodwatch zum Boykott aller Kinder-Produkte auf. Auch Produkte, in den Kinderarbeit steckt, sollten die Konsumentinnen und Konsumenten nicht erwerben. Das seien z.B. Elektronik (wie Smartphones und Computer, wegen Rohstoffen wie Mica und Kobalt), Kleidung und Textilien (von Baumwolle bis handgeknüpfte Teppiche), Lebensmittel (wie Kakao, Kaffee, Orangen und Gewürze), aber auch Spielzeug, Blumen, Diamanten und sogar Autos.
Foto generiert durch Flux.1 / Prompts von Michael Jaffke